Niemand hat die Absicht, eine Banane zu essen

Dienstagabend, der 13. Oktober 2015. Vor wenigen Stunden noch platzte Weimar vor Zwiebel-Euphorie aus allen Nähten. Heute ist es gewohnt ruhig und einzig ein amerikanisches Kamerateam dreht vor dem Denkmal der beiden Dichter und Denker eins, zwei Szenen ab.

Gastspiel der Schiller Killer im Projekt Eins in Weimar

Bild Goethe und Schiller Denkmal in Weimar

„Schiller ist tot. Die Killer sind da!“ | Foto: Facebook-Fanseite der Schiller Killer

Wir und die Schiller Killer, unsere Gäste aus Hamburg, warten geduldig. Das norddeutsche Ensemble möchte gern noch einen Schnappschuss aus Weimar, in Front der beiden Sockel-Protagonisten, mitnehmen, bevor es schauspielerisch zur Sache geht. Noch knapp 3 Stunden bis zum gemeinsamen Zusammenspiel im Projekt Eins. „Wir müssen unbedingt noch zu Schillers Grab“, meint Christopher, der vermeintliche Paradiesvogel der Gruppe. Paul, musisch veranlagt, entgegnete mit gezückter Handy-Cam: „Nun erstmal die Sprechblasen-Schilder in Stellung, die US-Lady hat ihre Aufnahmen im Kasten.“ Aus allen möglichen Winkeln machte es Klick und wir zogen kurze Zeit später mit einem Facebook-Post mehr auf dem Konto von dannen. Ein smarter Pre-Show-Imbiss im C-Keller war noch drin, bevor wir eine Stunde vor Show-Beginn im Projekt Eins eintrafen. Schon beim gemeinsamen Aufwärmen wurde klar: hier treffen zwei spielstarke Ensembles aufeinander, das wird ein sehr unterhaltsamer Abend für das Publikum.

Öde und Schriller meets Schiller Killer

Im Obergeschoss füllte sich allmählich der Saal, während ein Stockwerk tiefer im Gruppenkreis wild assoziiert wurde. Der kurze Blick durch den samtroten Vorhang verriet, das Projekt Eins scheint in Weimar als Improtheater Spielstätte angekommen. Vor fast ausverkauftem Haus sah man erneut viele neue Gesichter unter den Zuschauern. Nach kurzem Massage-Intro und einem „Kuckuck auf dem Baum“ ließen beide Gruppen die Handbremse locker und schalteten nach und nach einen Gang höher. Vom Schrank mit impulsiven Innenleben (es erinnerte an „Men in black“) über den Dompteur in einer Zirkusmanege bis zur Kirchenpredigt wuchsen und schrumpften die ersten Szenen des Abends. Das große Showhighlight war allerdings die Glückssuche des einsamen Nazis zwischen Wartburg und Völkerschlachtdenkmal – umgeben von zwei Nazi-Drachen, die ihm bei dieser Suche jedoch im Weg standen: ein Brüller! Das Publikum applaudierte und lieferte zweifelsohne zündende Vorgaben für ein andauerndes Spontan-Feuerwerk. Nach einer synchronisierten Supermarkt-Oper betraten Kristin und Tobias, zwei Zuschauer, die Bühne. Das Händchen haltende Pärchen bekam nun von Peter und Christopher ihren ersten Kuss vorgespielt. Mit Glocke und Ratsche steuerten beide das Geschehen bis zum Lippenbekenntnis –  begünstigt durch das ein oder andere, fiktive Gläschen Wodka. Ein berauschender Abend fand schließlich in einer kulinarischen Zugabe um Zwiebelkönigin und Thüringer Rostbrätel seine Vollendung. „Das war Punkrock vom Feinsten, ich liebe das“,  jaulte Christopher zufrieden, als wir zum After-Show-Absacker im Falken mit einer paar Bier anstießen. Irgendwann traten wir trunken, glücklich und zufrieden den Heimweg an. Und wiedermal zeigte sich Weimar von seiner liebevollen, ruhigen Seite – noch nicht mal mehr ein Kamerateam war auf weiter Flur zu erblicken.

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